Abhängigkeit, Angst vor

„Ich brauche nichts und niemanden!“ Ein Satz wie ein Fanfarenstoß. Stolz. Selbstbewusst. Frei. Wer würde hinter diesem Leitspruch der Unabhängigkeit eine tiefe Angst (und Sehnsucht) vermuten. Die Scheu, sich einzulassen, zu verbinden – aus Angst, sich abhängig zu fühlen. Seine Umkehrung lautet: Ich kann nicht ohne dich leben, das macht mich abhängig und manipulierbar. Und […]

Anstrengung– Erschöpfung

Anstrengung – vielfach erscheint sie uns als etwas Selbstverständliches, zu unserem Lebenswandel Gehöriges, vielleicht Normales. Immer aufmerksam, achthabend, vorsichtig, so lautet die Devise der Anstrengung. Wächst sie sich zu Müdigkeit oder gar Erschöpfung, zu chronischen Kopfschmerzen, Verspannungen, Rückenleiden aus, melden sich vielleicht Zweifel an der Normalität dieser Anstrengung: „Wann ist es denn jemals genug?!“ „Wie […]

Antiseptische Kommunikation

„Vermeide Du-Botschaften, sprich von dir!“ Der positive Sinn dieser Orientierung an Ich-Botschaften ist bekannt; sie ist Dreh- und Angelpunkt des Konzepts gewaltfreier Kommunikation. Ihr Ziel ist konstruktives Streiten ohne Verhakungen. Diese Kommunikationsregel ist auch für mich eine Errungenschaft auf dem Weg zu besserem Ausdruck und wechselseitigem Verständnis. Dennoch: Mir begegnen immer häufiger ihre Schattenseiten. Als […]

Beim nächsten Mann wird alles anders?

Frau K. ist unzufrieden in ihrer Beziehung: Ihr Partner fühle sich für Kinder zu jung, während sie sich Kinder wünsche. Er könne sie nicht wirklich stützen und halten. Er schlafe gerne lang aus, gehe auf Partys, sie dagegen brauche ihren Schlaf, um arbeitsfähig zu bleiben. Andererseits gebe er ihr jedoch viel Wärme und Sicherheit, und […]

Einsamkeit

Einsamkeit ist ein großes Thema in der Therapie. Menschen leiden an dem Gefühl der Einsamkeit und von da aus entwickeln sich mitunter tiefe Zweifel am Sinn des Lebens, depressive Stimmungen u.v.m. Einsamkeit ist gefährlich; sie ist eine Quelle von Erkrankungen. Umgekehrt ist es zuverlässig erwiesen, dass soziale Eingebundenheit, ein gutes soziales Netz ein wichtiger Schutzfaktor […]

Ekel

Wir kennen Ekel vorwiegend als Empfindung gegenüber Speisen und Gerüchen. Man vermutet, dass dessen biologischer Sinn in einer basalen Schutzfunktion gegenüber dem Körper schadenden Stoffen besteht, die uns z.B. vor (Lebensmittel-)Vergiftungen schützen soll. Gleichwohl ist diese Art von Ekel gesellschaftlich und historisch überformt. Was uns ekeln kann, mag den Chinesen ein Hochgenuss sein und umgekehrt. […]

Gefühllos: „Ich fühle nichts“

Von der Körperempfindung zum Gefühl Es zählt zu meinen Standardfragen in der Therapie, nach dem Gefühlten zu forschen („Wie erleben Sie das? Was fühlen Sie?“). Was zunächst schwer vorstellbar ist, hin und wieder begegnet mir die glaubhafte Antwort „Nichts“, also das Phänomen des Nicht-Fühlens. Glaubhaft insofern, als es in anderen Situationen deutlich spürbar ist, das […]

Geduld

Mikado-Bild-Hinweis

Geduld gilt als Tugend. „Sei nicht so ungeduldig“ dürfte ein eher vertrauter Satz sein als: „Sei nicht so geduldig“, der sicher im ersten Moment befremdlich klingt. Kinder sollen lernen, nicht so ungeduldig zu sein, sollen lernen, Bedürfnisse aufzuschieben als ein wesentliches Element der Fähigkeit, mit Grenzen eines Augenblicks umzugehen. Wer geduldig ist, kann warten, unterliegt […]

Groß und heftig muss es sein …

Immer wieder begegnet mir – insbesondere in der Gruppentherapie – ein untergründiger Leistungsanspruch, etwa derart: „Nur wenn ich große und heftige Gefühle entwickle, komme ich meinen Zielen näher, mache ich es richtig“. In dieser Logik ist es wichtig, in heftiges Weinen oder ekstatische Wutausbrüche zu kommen,„große Arbeiten“ zu machen, wo biographisch wichtig Erlebnisse (psycho-) dramatisch […]

Konflikte als Schätze

Ich freue mich immer, wenn in einer Gruppe Konflikte ausgetragen werden. Es ist für mich ein Zeichen dafür, dass in der Gruppe ein tragfähiger Boden an Vertrauen gewachsen ist, so dass auch heiklere Themen angesprochen werden können; denn es ist in aller Regel einfacher, stützend und fürsorglich als konfrontierend (und fürsorglich) mit einander umzugehen. Dieser […]